27 Juni 2006

Subkultur oder kulturell relevant?

Zur Zeit gönne ich mir den Luxus, bereits ein zweites Semester als Gasthörer an der Freien Theologischen Akademie eine Vorlesung zu besuchen. Dank Gleitzeit war dies bislang problemlos möglich.


Dieses Semester geht es um "Kontextualisierung", darum, wie christlicher Glaube und ebensolche Werte in eine andere Kultur transferiert werden können, ohne diese durch die eigene zu zerstören. In erster Linie dachte ich, es würde vor allem um Mission gehen, hoffte aber, generell etwas über Kulturverständnis und besonders Kirche in Deutschland mitnehmen zu können.

Die heutige Stunde zählte zu den Highlights: es ging um den Unterschied von Intrakultur und Subkultur und brachte vieles von den vorigen Stunden auf den Punkt. Bei ersterer knüpft man am bestehenden Gottesbild und bestehenden Formen an, so weit sie nicht konträr zu christlichen sind. Dabei geht es nicht darum - wie oft in konservativen Kreisen befürchtet - "das Evangelium zu verwässern", sondern klar zu trennen, was es wirklich sagt und was wir mit unserer kulturellen Prägung dazugehörig meinen. Dieser Ansatz ist für den Transferleistenden der deutlich größere Aufwand. Eine Subkultur dagegen entsteht um so mehr, je weniger vorhandene kulturelle Elemente übernommen werden. Dies führt zu einem abgekapselten oder schizophrenen Verhalten, bei dem Glaube und Alltag getrennt werden (was für uns Deutsche ohnehin typsich ist).

Sehr beeindruckend fand ich das Eingeständnis des Dozenten, wir sollten in diesem Punkt nicht von ihm oder seiner Generation lernen. In seiner Zeit hätten christliche Werte und Kirchen enorm an Relevanz verloren, was er sehr bedauerte.
Dieser Hintergrund erklärt einiges an der heutigen Situation und auch ich erkenne bei mir starke subkulturelle Strukturen. Die Stunde hat mich sehr nachdenklich gemacht und wird mich noch einige Zeit beschäftigen. Ich wünsche mir mehr Prägung durch Christen und Gemeinden in Deutschland, fürchte aber, dass hierfür viel Arbeit nötig sein wird. Insbesondere in unseren Köpfen.

23 Juni 2006

Cache-Bestien

Was klingt wie eine Mücke, ist so groß wie eine Mücke, sieht ähnlich aus, scheint aber nicht zu stechen? Ich habe mal so ein Viech abgelichtet. Sie scheinen nicht böse zu sein, können aber in hundertschaften, wie wir sie hier im Zimmer hatten, doch etwas nerven. Nachdem es einen Abend nicht geregnet hat, brauchten sie nicht einmal Licht - sie kamen einfach rein, sobald ein Fenster auf war. Bei der Hitze zwingend nötig.

Echte Mücken gab es dafür bei unserer Cachejagt. Gestern und heute haben wir insgesamt fünf gesucht, die eifrig von ihnen verteidigt wurden. Ich bin immer wieder hin- und hergerissen, ob ich sie jetzt kratzen oder eincremen soll. Fies sind vor allem die auf den Knöcheln. :-/ Weitere Verteidiger waren drei Zecken, die sich in meinen Beinen festgeknabbert hatten, und ebensoviele Schnecken, die sich beim letzten an eine Filmdose klammerten ...

Bei der Cachejagt hat sich auch meine Frau sehr wacker geschlagen, zumal sie bezüglich des Tragens unseres Nachwuchses noch die Exklusivrechte hat. Gestern waren es rund 20 km per Rad, heute einige Höhenmeter auf dem Pfänder (1064 m) und unserem Hausberg. Aber auch sie meint: die Mühe war es wert.

19 Juni 2006

Schlacht ums Schiff

Erster Akt


0715: der erste Handywecker schlägt Alarm - und wird mundtot gemacht
0716: der zweite folgt - und auch er muss schweigen. Beide sind früh dran, nachdem gestern um 2 Uhr die letzte Aliasfolge endete ...
0719: mühsam rollen wir aus dem Bett
0736: eigentlich zu müde für den Straßenverkehr, brechen wir auf
0740: beim Discounter mit den zwei "L" rollen wir als erste auf den Hof
0746: der erste Konkurret erscheint: alt, wie wir beide zusammen, setzt sich die Lesebrille auf, um den ausgehängten Zettel zu studieren
0749: weitere Konkurrenten erscheinen nach und nach. Nummer drei schnappt sich einen Einkaufswagen und postiert sich dreist als erste vor der Eingangstür
0750: Nummer eins folgt und reiht sich als zweiter ein
0751: bevor das weiter ausarten kann, steige ich mühsam aus und belege Platz drei. So viel Vorräte müssten da sein. Hoffe ich.
0752: Nummer zwei und vier scheinen Nummer eins zu kennen und postieren sich locker plaudernd - und ohne einen Blick auf uns beide - neben ihr. Und machen damit eine zweite Reihe auf.
0757: weitere sind erschienen, eine dritte Reihe wird aufgemacht.
0759: harte Geschütze werden aufgefahren: eine Frau im Rollstuhl, mehrere Familien mit kleinen Kindern (die sicher große traurige Augen machen können). Zum Glück gesellt sich meine hochschwangere Gattin zu mir, bzw. in die zweite Reihe. Gemeinsam sind wir stark!
0800: Die Gesichter sind angespannt, aber die Tür öffnet sich nicht.
0802: Eine Verkäuferin kommt und meint, wir müssten ein wenig zurücktreten, damit der Sensor blickt, dass wir da sind. Prompt geht die Tür auf.
0803: Wie erwartet schluckt die Tür nur eine Person auf einmal. Das Drei-Reihen-Konzept entfaltet seine chaotische Wirkung. Gut das ich weit vorne stehe.
0804: Es bleibt angespannt still. Man hört nur: "Komm, wir nehmen gleich den zweiten Gang!" Keiner rennt, aber alle gehen sehr eilig durch den Laden nach hinten. Hier zweigen sich die echten Nordic-Walker.
0805: Ich erreiche als zweiter mein Ziel, das von Rollwagen blockiert ist. Nummer eins schiebt diese bereits zur Seite, interessiert sich aber dann mehr für die Schwimmwesten.
0806: Triumphierend ziehe ich als erster das blaue, aufblasbare Zweierkajak aus dem Ständer. Was für ein Erfolg!

Zweiter Akt


Entfällt, da wir uns vom ersten erholen müssen. Bei mir enthält dies allerdings noch eine Tour nach Lindau mit 20 km durch dünn beschilderte Wege. Und 30 min Aufenthalt an Bahnübergängen. Fast wie zu Hause.

Dritter Akt


Irgendwie haben wir das 20-Kilo-Boot auf dem Fahrrad zum See bekommen. Auch die neue Dopplehubpumpe scheint eher für Leute unter 1,50 gedacht zu sein, was mir ziemlich auf's Kreuz schlägt. Froh, die fünf wichtigsten Kammern gefüllt zu haben, verzichten wir auf Schnickschnack, wie Sitzkissen oder Spritzschutz, und bringen das Boot zu Wasser. Nach dem Einsteigen sitzen wir nicht nur im Wasser, sondern merken auch, dass es nicht so stabil im Wasser liegt, wie auf dem Foto. Paddelschläge verschlimmern die Sache nur: wir kommen zwar immer etwas weiter, nur ist unser Kurs gradlinig, wie der Flug eines Schmetterlings. Auch unser haltloses Lachen ob dieser obskuren Situation ist dabei wenig hilfreich.

Abschluss


Okay, es ist jetzt nicht das First-Class-Faltkajak und mehr als auf dem See im Kreis paddeln werden wir damit wohl nie können. Aber der Fun-Faktor war Preis und Mühe wert!

17 Juni 2006

Fleißige Schwaben

Da sind wir nun also im Schwabenländle. Vorbei Balkonien, hier kommt der Bodensee! Nachdem wir die Strecke bei bestem Reisewetter gut hinter uns gebracht haben, wurden wir hier sehr warmherzig empfangen. Von der schnuckeligen Ferienwohnung hat man einen guten Blick auf den Bodensee und die dahinter liegende Schweiz.

Obwohl die Einheimischen den See mit seinen 20 Grad noch als etwas kühl empfinden (und lieber ins überfüllte Freibad gehen), habe ich das kühle Nass mit Panoramablick sehr genossen. Nach einem Megagewitter gestern Nacht hat es sich heute ein wenig abgekült. In der Nacht bin ich (wie selten) wach geworden, als im Sekundenabstand Blize zuckten, das Haus vom Donner fast wackelte und es draußen aus Eimern goss. Morgens war alles leicht feucht, aber der Himmel tat so, als ob nichts gewesen wäre.

Ach ja: die Schwaben. Der Vermieter erzählte mir stolz, hier gäbe es keinen gelben Sack, sondern man würde selbst trennen. Dafür würden auch regelmäßig außergewöhnliche Dinge, wie Schutt, kostenlos abgeholt. Das "selbst trennen" sieht - wie auf dem Foto - so aus, dass in einem Raum Behälter für Restmüll, Biomüll, Glas, Papier (so weit kenn' ich es ja auch), Blech, ein zweites Mal Papier, drei (!) Mal Plastik und Brot stehen. Wie, bitteschön, soll ich das mit einem einzigen Eimer in der Wohnung machen??? Das ist schon ein eigenes Volk hier ... Um so gespannter bin ich auf den Gottesdienst in Tettnang morgen.

14 Juni 2006

Lebensmeilenstein erreicht

So lange wohne ich nun quasi in der Nachbarschaft einer Wasserski-Anlage (off topic: eben fällt das 1:0 gegen Polen!) und habe irgendwie nie geschafft, jemals auf den Brettern zu stehen. Selbst Buck war schon mal hier (nachdem er erst weggezogen ist) und hat sie letztes Jahr mal "eingeweiht".

Aber jetzt ist es mit meiner Jungfräulichkeit bezüglich des nassen Elements vorbei! Heute habe ich die Chance meines Balkonien-Urlaubs genuzt und habe meine 16 EUR auf den Tisch gelegt. Die haben sich gelohnt! Nach mehreren Hochdruckeinläufen (man startet in der Hocke ...) bin ich beim fünften Versuch über die ersten 50 Meter gekommen und hab damit auch gleich eine ganze Runde geschafft! :-) Die letzten beiden Kurven sind extrem fies, weswegen ich jeweils einen Anlauf dafür benötigte.

Hier gilt übrigens das gleiche wie beim Surfen: "eine Runde geht noch" geht nicht mehr. Nur weil ich nicht zurücklaufen wollte, habe ich sie noch eisern durchgehalten, konnte mich dann aber nur noch eben so an Land hieven ...


Fazit: Nochmal!!! Sonne, Wasser, coole Musik - und hinterher schlagskaputt. So schön kann Urlaub zu Hause sein.

10 Juni 2006

Naherholung

Urlaub! Endlich. Zwei Wochen lang. Auch gefühlsmäßig hat er schon so richtig angefangen. Das blendende Wetter tut seinen Teil natürlich dazu, aber auch meine Eltern, mit denen wir den Tag heute sehr entspannt verbringen konnten.

Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns für eine Stadtbesichtigung im nahen Butzbach. Sonst rausche ich ja immer nur im Zug daran vorbei und ich konnt mir nichts rechtes unter dem Ort vorstellen. Aber er hat tatsächlich eine nette Innenstadt und Fußgängerzone mit großem Marktplatz und etlichen schönen alten Häusern. Verbunden mit der heißen Sonne war es wirklich, wie ein Urlaubstag mit Stadtbesichtigung, wie man ihn nur viele hundert Kilometer entfernt vermuten würde.



Ein besonderes Fundstück war dieser Feigenbaum, der jede Menge Früchte trägt. Ich verrate lieber nicht, wo er genau steht ... ;-)

08 Juni 2006

42 min und stolz darauf!

Als jetzt im Intranet unsere Ergebnisse des alljährlichen Chase Laufs eingestellt wurden, habe ich lange nach mir suchen müssen. Von den 400 Teilnehmern insgesamt habe ich es im Männer-Block mit 42 min für 5,6 km immerhin den viertletzten Platz gemacht. Ob das jetzt zu ehrlich war, oder ich mich einfach verrechnet habe sei dahin gestellt. Andere Kollegen, die mit mir gelaufen sind, waren interessanterweise ganze 20 min schneller ...

Der Lauf selbst war jedenfalls wieder sehr schön, wenn ich auch den Eindruck habe, dass er mit über 60.000 Teilnehmern langsam den Füllstand erreicht. Ich konnte "laufend" neue Kollegen kennen lernen, oder vom Telefon bekannten endlich Gesichter zuordnen. Bei der After-Run-Party hat sich die Bank auch nicht lumpen lassen und ein leckeres Buffet gestellt, an dem man die Energietanks wieder füllen konnte.

Last but defenetly not least: der T-Shirt-Wettbewerb. Mein Chef-Chef-Chef-Chef-Chef höchstpersönlich rief dazu auf, unser gegenwärtiges Thema der Zielvereinbarungen und leistungsorientierten Vergütung in ein druckbares Motto für den Chase umzusetzen. Ich habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht, wie wohl auch einige Kollegen. Es wurde viel diskutiert, ein Ausdruck wurde in einem Büro gesichtet und regte die Diskussion weiter an. Als der VV sagte, die drei ersten Plätze wären alle aus unserem IT-Bereich, begann bei mir verstärkt Hoffnung zu keimen. Der dritte Platz ging dann an meinen direkten Kollegen, dessen Vorschlag ich echt witzig fand. Den zweiten Platz gab es nicht, sondern dafür zwei erste Plätze für Logo und Motto. Das Logo war tatsächlich das frühzeitig entdeckte und das Motto stammte - trotz verfälschender alter Rechtschreibung - von mir! :-)) Wow - 400 T-Shirts mit meinem Motte sind nett anzusehen. Und neben einem kräftigen Händedruck vom höchsten meiner Chefs gab es noch einen lohnenswerten Gutschein für ein nahmhaftes Sportgeschäft der Stadt.

So macht Sport Spaß! ;-)